3D-Reproduktion von archäologischen Fundobjekten

Interview mit Hanno Schwarz, Experte 3D-Scan und 3D-Reproduktion zum Thema PolyJet 3D-Druck

alphacam: Herr Schwarz, weshalb eignet sich das PolyJet-Verfahren aus Ihrer Sicht optimal für die Reproduktionen von Fundstücken?
Hanno Schwarz: Die erreichbaren Schichtstärken zwischen 0,014 - 0,028 mm sind für Kopien von archäologischen Fundobjekten und anderen Objekten des kulturellen Erbes unabdingbar und ausreichend.
Bei unseren ersten 3D-Drucken im Bereich der Archäologie, hergestellt zwischen 2012 und 2014 auf ZCorp 3D-Colorjet-Druckern, waren die erreichbaren Schichtstärken für die angestrebte Qualität nicht ausreichend. Ausserdem waren die Farben nicht lichtecht und blichen schnell aus. Bei weiteren Versuchen mit Resinharzen im SLA-Verfahren waren die Bauplattformen viel zu klein und das Supportmaterial musste mechanisch entfernt werden. Die Oberflächen wurden so beeinträchtigt, zudem war kein Farbdruck möglich. Bei Metalldrucken / Sinterdrucken waren sowohl Körnung als auch Schichtung viel zu gut sichtbar. Da eine Nachbearbeitung die Oberflächen verfälscht hätte erwies sich auch dieses Verfahren als ungenügend.

alphacam: Welche Vorteil sehen Sie gegenüber anderen 3D-Druckverfahren?
Hanno Schwarz: PolyJet bietet einen Vergleichsweise grossen Bauraum, für viele Objekte ausreichend um in einem Stück gedruckt zu werden. Das Supportmaterial muss nicht mechanisch entfernt werden, d.h. die Oberflächen werden nicht beeinträchtigt. Farbdruck in diversen Varianten ist möglich (Lichtechtheit). Ausserdem bietet das Verfahren eine grosse Materialvielfalt. Als einziger Nachteil bei PolyJet ist die Sichtbarkeit der Schichtung als leicht silbrig schimmernder Glanz zu nennen, d.h. eine Nachbearbeitung ist nötig.

Zur Person von Hanno Schwarz
Studium der Archäologie sowie Ur- und Frühgeschichte an den Universitäten Bern und Fribourg. Selbstständige Tätigkeit im Bereich der 3D-Erfassung und 3D-Dokumentation von archäologischen Fundobjekten sowie der 3D-Erfassung und 3D-Reproduktionen in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Design (Firma 3D Atelier Schwarz). Diversen Tätigkeiten wie z.B. im Amt für Kultur / Römerstadt Augusta Raurica. Seit August 2018 im Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern als Assistent für Provinzialrömische Archäologie Verantwortlich für 3D-Scanstudio und für 3D-Dokumentation von archäologischen Fundobjekten.

alphacam: Wie ist das bisherige Feedback Ihrer Kunden?
Hanno Schwarz: Fast ausschliesslich positiv! Es besteht Bedarf und damit einhergehend der Wunsch nach höchstmöglicher Druckqualität mit möglichst wenig Nachbearbeitungen an den Objektkopien.
Die Schwierigkeit, eine präzise Druckofferte ohne die 3D-Scandaten zu bewerkstelligen, sorgt bisweilen für Irritation, da ein 3D-Scan durchgeführt und auch finanziert werden muss, bevor die Kosten für den 3-Druck genauer beziffert werden können.

alphacam: Welches Potenzial sehen Sie für zukünftige Projekte mit der PolyJet-Technologie?
Hanno Schwarz: Der Erhalt des kulturellen Erbes ist in der Schweiz gesetzlich verankert, das Potenzial ist gross. Die kontaktlose Ab- und Nachformung von Objekten per 3D-Scan und 3D-Druck im Bereich Restaurierung/Konservierung ist fast überall in der Schweiz bereits Standard. Es lagern Abertausende von archäologischen Objekten in den Depots, insbesondere aus Metall, die kontinuierlich zerfallen und die von Gesetzes wegen gesichert werden müssen.
Ebenfalls sind Objekte (insbesondere archäologische Eisenobjekte) die in Schauvitrinen der Museen zerfallen, durch Kopien zu ersetzen, da diese nur in günstigerer Umgebung lange überdauern können.
Nicht zuletzt ist der Verleih von Kopien anstatt der Originalfundstück an andere Institutionen eine sinnvolle Alternative – bei Museumsbesuchern sind Vitrinen mit Hinweisschildern wie „Ausgeliehen an Museum XY“ unerwünscht.

alphacam: Aus welchem Grund haben Sie sich für die TEILEFABRIK der alphacam swiss als bevorzugten 3D-Dienstleister entschieden?
Hanno Schwarz: Dafür sprechen gleich mehrere Gründe.
Erstens: Die Aufgeschlossenheit von Herrn Liberato, den ich an der 3D-Fachmesse AMX in Luzern kennen gelernt habe und der sich in Folge (als Einziger von mehreren angefragten Fachpersonen) zu einem Referat an der Jahrestagung der schweizerischen Restauratoren/Konservatoren am Landesmuseum in Zürich bereit erklärt hat.
Zweitens: Herr Härtenstein, als technisch versiertes und engagiertes Gegenüber, der auf die individuellen Anforderungen bei archäologischen Objektkopien sehr professionell eingeht und bei Problemstellungen immer wieder neue und weiterführende Lösungen anbietet.
Drittens: Meine Erfahrung mit mehreren Dienstleistern, die den Betrieb infolge Fehleinschätzung des Marktes oder wegen Überforderung einstellen mussten, die teilweise auch in Konkurs gingen. Damit einhergehend ergab sich jedes Mal der Verlust des erarbeiteten Know-hows. Hinzu kommen meine schlechten Erfahrungen mit Firmen, die lediglich fremdproduzieren liessen, ohne eigene Anlagen und ohne fundierte Kenntnisse der Materie.
Viertens: alphacam swiss, als einziger Stratasys-Vertriebspartner der PolyJet-Technologie für die Schweiz, steht die ganze Bandbreite an Materialien zur Verfügung, die Auswahl ist um einiges grösser als bei kleineren, belieferten Subdienstleistern.