3D-Kopie eines Bischofskopfes aus Sandstein

Bischofkopf aus dem Berner Münsterfund

1986 wurde in der Münsterplattform des Berner Münsters ein Skulpturenfund gemacht. Er umfasst spätgotische Steinskulpturen die 1528 im sogenannten Bildersturm zerstört wurden. Die Skulpturen sind seit 1999 im Historischen Museum in Bern ausgestellt.

Die Berner Münsterplattform ist eine im 14. Jahrhundert angelegte, über 30 Meter hohe Terrasse die zwischen dem Berner Münster und der Aare liegt. 1528 beschloss der Berner Rat im Zuge der Reformation die Beseitigung der Bilder und entschied, dass die "steinernen Götzen" als Schüttmaterial für eine Erweiterung des Kirchhofs entsorgt werden sollten.
Bei Sanierungsarbeiten 1986 an der Stützmauer der Südwestecke der Münsterplattform stiess man auf diese ca. 550 Skulpturenfragmente aus der Zeit um 1400 bis an die Reformationszeit der 1520er Jahre. Obwohl alle Figuren Spuren der Zerstörung aufweisen stellen sie für die Kunstgeschichte wichtige Referenzwerke dar.

 

Quelle: https://www.evolution-mensch.de/Anthropologie/Berner_Skulpturenfund

120 Stunden und 24 kg

Dem internationalen Museum der Reformation in Genf (Musée international de la Réforme Genève) war es ein Anliegen, in der 2023 neu gestalteten Ausstellung ein Beispiel des Bildersturms (Zerstörung von Bildern zur Zeit der Reformation), insbesondere von Bildern und Statuen die aus der alemannischen Schweiz stammen, zu präsentieren.

Da die Original Statue, ein Bischofskopf aus dem o.g. Berner Münsterfund, als archäologisches Gut den Kanton nicht verlassen durfte, entschied man sich für die Herstellung einer Reproduktion mit Hilfe des 3D-Drucks.

Hierfür wurde die ca. 50 cm große Skulptur im ersten Schritt mit Hilfe eines 3D-Scaners digitalisiert. Im zweiten Schritt erfolgte die Vorbereitung der Daten damit der Kopf aufgrund seiner Grösse in mehreren Elementen gedruckt werden konnte. Dafür wurde der Bischofskopf mit Hilfe einer speziellen 3D-Software in 3 Teile aufgeteilt. Anschließend konnte der eigentliche 3D-Druck auf einem PolyJet Vollfarb-3D-Drucker gestartet werden. Für die Herstellung der Einzelteile mit insgesamt 24 kg Gewicht wurden 120 Stunden benötigt.

Finish

Das Zusammensetzen der einzelnen Elemente zu einer einzigen Statue erfolgte durch einen fachkundigen Restaurator. Die drei Teile wurden an den Stosskanten nachbearbeitet, damit die Passgenauigkeit erhöht werden konnte und anschliessend mit einem Epoxyharz verklebt. Die sichtbaren Oberflächen wurden sandgestrahlt. Zum Schluss wurden die Rillen an den Stosskanten bedeckt und der Textur angepasst.

Kopf einer überlebensgrossen Bischofsfigur um 1510/1520, Textur Sandstein – dem Original zum verwechseln ähnlich

Projektdaten

 

 

 


Bei der Wiedereröffnung des Reformations-Museums in Genf im April 2023

Jean-Quentin Haefliger, Konservator
Emmanuel Pillwein, alphacam swiss